„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait
24. April 2024
Karin de Miguel Wessendorf („Weniger ist mehr – Die Grenzen des Wachstums und das bessere Leben“, „Die Rote Linie – Vom Widerstand im Hambacher Forst“) arbeitet an einer sechsteiligen Doku-Serie „Kicken wie ein Mädchen“ - über Mädchen, die Profifußballerinnen werden möchten. Die ersten beiden Folgen wurden 2023 erstmals auf dem DOK.Fest München gezeigt – und werden am 5. Mai im Astra Essen (11 Uhr) und 15. Mai im Filmforum Köln (19 Uhr) ihre NRW-Premieren feiern. Die erste Episode war zudem beim diesjährigen IFFF Internationalen Frauen Film Fest in Köln und Dortmund in der Sektion Kinder und Jugendliche zu sehen.
Karin, du hast deine Dokuserie komplett ohne TV-Sender oder Filmförderungen geplant. Warum?
Ich habe mich am Anfang des Projektes an Fernsehredaktionen gewendet mit meiner Idee, eine Doku über Mädchen zu machen, die Profifußballerinnen werden möchten. Doch die Redaktionen waren daran nicht interessiert. Ich schätze, die Sender haben im Thema Frauenfußball nicht das Potential gesehen, das ich sah. Eine Filmförderung habe ich auch nicht erhalten. Das Normale wäre gewesen, das Projekt mangels Finanzierungsmöglichkeiten aufzugeben. Doch ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen. Ich fand die Themen, die die Serie anspricht, zu wichtig, um das Projekt aufzugeben. Daher habe ich erstmal mit Corona-Stipendien und mit Hilfe eines Crowdfundings die Dreharbeiten und Teile des Schnitts finanziert. Ich bin damit ein großes Risiko eingegangen. Doch in bin nach wie vor der Überzeugung, dass die Geschichte, die ich erzähle, viele Menschen interessieren und begeistern wird. (...)
Zum ganzen Interview im Kulturmagazin Choices + Trailer Ruhr:
https://www.choices.de/kicken-wie-ein-maedchen-karin-de-miguel-wessendorf
"Dienstags fällt der Kunstunterricht für Chayenne aus, da trainiert sie bei Schalke 04 mit, als einziges Mädchen. Das Label„einziges Mädchen“ zieht sich als roter Faden durch die Laufbahnen von Chayenne, Eriona, Liv und Pauline, positiv wie negativ. Die 13- und 14-Jährigen berichten von Anerkennung, aber auch von Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt durch Buben. Gemeinsam spielen die vier in einem Mädchenteam auf hohem Niveau, den U15-Juniorinnen der SGS Essen. Das Topteam des Klubs aus dem Ruhrgebiet ist in der Bundesliga aktiv, dort wollen alle einmal hin. „Die Frauen haben hier Priorität“, sagt Trainer Christian van Zwamen.
Die Dokumentation von Karin de Miguel Wessendorf, von der bisher zwei Folgen mithilfe von Crowdfunding produziert wurden, hat ihre Stärken in der Nähe zu den Protagonistinnen, deren Familien und Trainern. Wenn die Mädchen ihre Pokale und Medaillen – „Hier ist eine Frau drauf, deswegen ist sie besonders gut, sonst sieht man immer nur Männer.“ – zeigen, Eriona mit den Eltern und kleinem Bruder zum Einzeltraining fährt und Pauline sich über die Ratschläge ihres Vaters nach den Spielen lustig macht, geht beim Zuschauen das Herz auf.
Die Mischung aus Ernst und Freude, mit der die Fußballerinnen ihren vollen Kalender aus Training, Spiel und Schule bewältigen, beeindruckt ebenso wie ihre Reflektiertheit. „Mädchensport und Jungssport, davon halte ich nichts“, sagt Liv. Bei allen bestehenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern im Fußball wird auch klar: Eine Karriere als Profi ist für diese Generation ein ferner Traum, aber er ist näher als für alle, die vor ihnen spielten.
Das letzte einzige Mädchen bei Schalke war Alexandra Popp, die Kapitänin des deutschen Nationalteams.
Nicole Selmer, Ballesterer Fußballmagazin
„Fußball ist in mir drin.“ Chayenne ist leidenschaftliche Fußballerin. Der Sport bestimmt ihren Alltag. Sie besucht eine Fußball-Eliteschule und darf dort als einziges Mädchen bei Schalke 04 mittrainieren. Ihr eigener Verein ist der SGS Essen. Hier wird Frauenfußball großgeschrieben. Mit ihren Teamkolleginnen der U15, Eriona, Pauline und Liv, spielt sie oft gegen Jungen. Es gibt noch nicht genügend gute Mädchenmannschaften als Gegnerinnen. Die Trainer arbeiten voller Leidenschaft daran, dass sich das ändert und sind beeindruckt von der Motivation und Leistungsbereitschaft ihrer Spielerinnen. Das Ziel am Ende dieser Saison ist für sie die Bundesliga – egal, welche Anstrengung dafür nötig ist. Aber nicht alle werden es schaffen. Extrem spannend und mitreißend!
Ysabel Fantou, DOK.Fest München
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